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Besuch im SBB Industriewerk Yverdon

Seit 1855 gibt es das Industriewerk Yverdon auf der Linie Yverdon-Bussigny, seit 1905 ist es im Besitz der SBB. Bevor im Industriewerk Yverdon repariert, unterhalten und modernisiert wurde, diente das Areal dem Güterumschlag vom Schiff auf die Bahn und umgekehrt.

Das Industriewerk Yverdon

Heute arbeiten im Industriewerk Yverdon 520 Mitarbeiter und 40 Lehrlinge in 25 Berufen. In erster Linie werden Triebzüge und Loks repariert, unterhalten und modernisiert. Im Jahr 2013 sind dies z.B. drei InterCity-Neigezüge (ICN) in der leichtesten Revisionsstufe R1, 8 ICN in der grossen Revision R3, 23 Re 450 der Zürcher S-Bahn (Projekt LION), 2 ETR 610 (ex-Cisalpino 2. Generation) in R1, 8 Modernisierungen (Refit) von Domino-Triebwagen und 40 Modernisierungen von Re 460. Als Entlastung des Industriewerks Olten, übernimmt das Industriewerk Yverdon zusätzlich die Modernisierung von 34 EW IV. Ausserdem werden unter anderem 450 Drehgestelle, 1’150 Radsätze, 800 Motoren und 500 Getriebe gewartet.

Revision InterCity-Neigezüge (ICN)

Als Beispiel stelle ich hier die grosse Revision R3 der InterCity-Neigezüge (ICN) vor. Bis zu 4.8 Millionen Kilometer hat jede der 44 ICN-Kompositionen à je 7 Wagen seit der Auslieferung 2002 zurück gelegt. Die ICN-Flotte ist sehr zuverlässig, Pannen sind selten; im aktuellen Fahrplan ist gerade eine Reservekomposition vorgesehen, bei Grossanlässen gar keine. Damit dies auch so bleibt und um den Komfort für Kunden zu steigern, werden seit 2012 bis 2019 alle ICN-Kompositionen revidiert. Die Planung dafür begann bereits Ende 2010. Der Kunde merkt dies in erster Linie an den neu lackierten Zügen mit dem SBB-Pfeil an der Front, an total 9 Kilometer neuem Teppich, an den 19’844 neu bezogenen Sitzen und am verbesserten Handyempfang. Nur dem aufmerksamen Zugfahrer fallen die 1’452 ausgetauschten Notausstiegsfenster und 2’484 ausgetauschten Türöffnungsdruckknöpfe auf. Hinter den Kulissen werden zudem 616 Klimaanlagen, 616 Drehgestelle, 1’232 Türen, 88 Stromrichter und 352 Fahrmotoren revidiert. Dies und vieles mehr geschieht pro ICN in aktuell 24 Tagen; in naher Zukunft werden 22 Tage angestrebt. Darin inbegriffen sind auch die abschliessenden Tests. Im Film unten zeige ich den Test der Neigetechnik im Stand. Verlässt ein ICN das Werk, geht er zusätzlich noch auf eine Probefahrt. Ist diese erfolgreich, wird er bereits wenige Stunden später wieder im fahrplanmässigen Betrieb eingesetzt. Das Budget für die 44 ICN-Kompositionen beträgt insgesamt 130 Millionen Franken.


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Die automatische KupplungAutomatische Kupplungen sind eine tolle Sache. Triebzüge können so schnell und effizient zusammengekuppelt und getrennt werden. Doch diese automatischen Kupplungen wollen auch unterhalten werden und deshalb gibt es im Industriewerk Yverdon eigens eine Abteilung dafür. Das Team verfügt sogar über eine Anlage, um die Kupplungen nach erfolgter Revision ohne Triebfahrzeug zu testen.

Zu guter Letzt…

Natürlich wird im Industriewerk Yverdon noch viel mehr gemacht. Einen kleinen Einblick bietet meine Bildergalerie. Dort sehen Sie z.B. die Lackiererei, eine Re 460 ohne Dach oder das Hochregallager. Nur eine Polsterei finden Sie nirgends; alle Sitze werden im Industriewerk Olten neu bezogen. Sonst geschieht aber wirklich fast alles vor Ort.

Mein Dank geht insbesondere an Charles Runge, Leiter des Industriewerks Yverdon, der uns durch das Werk führte und einem weiteren SBB-Mitarbeiter, der mir diesen Besuch überhaupt ermöglichte.

Fragen, Rückmeldungen, Kritiken, Verbesserungsvorschläge an: mail@bahn.photos
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Bilder aus dem Industriewerk

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